Aktuelles

Donnerstag, 14. Januar 2021
Kleiner Piks für tapfere 108-Jährige

Hildegard Rau, Älteste im „Ländle“, bekam im ASB Heim Leingarten ihre Corona-Spritze.

Ein kleiner Piks wird für sie zum „Jahrhundert-Ereignis“: Hildegard (Hilda) Rau, mit 108 Jahren älteste Bürgerin Baden Württembergs, hat jetzt ihre erste Corona-Spritze bekommen. Die noch geistig rüstige Dame meisterte am Mittwoch (13. Januar) tapfer die Impfung im ASB-Seniorenheim in Leingarten (Baden Württemberg). Mit ihr wurden weitere Bewohner und Pflegekräfte durch das mobile Impf-Team geimpft.
Die Aktion war für die Seniorin, die im Juli 1912, im Jahr des Untergangs der Titanic, das Licht der Welt erblickte, geradezu ein „medizinischer Spaziergang“ zu dem, was sie im Frühsommer letzten Jahres ertragen musste. Operation und Krankenhaus-Aufenthalt nach einem Sturz überstand Hildegard Rau (von den meisten Hilda genannt), mit Bravour. Sie wurde unter Vollnarkose fast drei Stunden operiert. Die wenige Tage später folgende Haut-Transplantation dauerte nochmal zwei Stunden – unter Vollnarkose. Ärzte und Pflegepersonal des SLK-Klinikums Heilbronn waren mächtig erstaunt, wie sie diesen Eingriff ohne jede Komplikation tapfer überstand. Vor der Behandlung der 108-Jährigen hatten sie noch keine Patientin in diesem hohen Alter auf dem OP-Tisch.
Zurück im ASB-Seniorenheim in Leingarten fand sich Hilda rasch wieder in ihre gewohnte Umgebung ein. Hier ist sie seit ihrem hundertsten Geburtstag. Bis auf wenige Tage davor lebte sie allein, als Selbstversorgerin in ihrem Einfamilienhaus, seit ihr Mann 1999 mit 87 Jahren verstorben war. Zwei Jahre hat sie ihn daheim gepflegt. Bis Ende ihres „Neunzigsten“ war ihr noch die schwäbische Kehrwoche heilig. Mit Besen und Kehrschaufel bewaffnet sah man die Seniorin häufig den Gehweg vor dem Häusle in der Heilbronner Straße reinigen. Aber ihr Entschluss stand fest: „Mit 100 gehe ich ins Heim!“ Gesagt, getan – so kam es. Der große Geburtstag wurde zuvor gebührend mit fast einhundert Gästen gefeiert.
Jahre später, als Oma Hilda die von Ministerpräsident Winfried Kretschmann unterzeichnete Glückwunsch-Urkunde mit der Gratulations-Zahl „105“ in den Händen hielt, meinte sie schmunzelnd ganz trocken: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich so alt werde – dann wäre ich erst später ins Heim!“ Dorthin, wo sie sich nach ihren eigenen Angaben seither bestens betreut fühlt. Heimleitung und das Personal bekommen von ihr Höchstnoten.
Mit klarem Kopf und gutem Gedächtnis ist die 108-Jährige noch an vielem interessiert, was draußen, in Deutschland und in der Welt, aktuell stattfindet. Vor allem beschäftigt sie die Corona-Krise: „Hoffentlich hört diese schlimme Seuche bald auf – und die Leute müssen keine Masken mehr aufsetzen.“ Nicht oft, aber doch gelegentlich hadert Oma Hilda mit ihrem Alter: „Wenn ich dem Herrgott sag‘, sei so gut und hol‘ mich – dann krieg‘ ich keine Antwort“.

Autor: Stefan Raffai (ehemals Redakteur der „Heilbronner Stimme)


Newsletter

Einfach besser informiert: Abonnieren Sie den ASB Newsletter und erhalten Sie Neuheiten und Angebote schnell und unkompliziert per E-Mail.

weiterlesen …