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Donnerstag, 10. Juni 2021
WG als Alternative zum Heim

Pflege-Wohngemeinschaften sind bundesweit im Trend und werden vom Staat gefördert. Auch in Heilbronn und Umgebung ist das Konzept für Senioren angedacht oder bereits in der Umsetzung.

Im Alter selbstbestimmter leben, den Tagesablauf mitbestimmen, in einem familiäreren Umfeld, als das im Heim möglich ist. Pflege-Wohngemeinschaften (WGs) sind bundesweit im Trend und werden gefördert.

Auch die Stadt Heilbronn will in der Pflege neue Wege gehen und sucht nach Trägern oder Vereinen für potenzielle WGs. Als Alternative zum Heim sollen vier ambulant betreute Pflege-WGs entstehen mit bis zu zwölf Bewohnern. Alternativ sind auch zwei WGs möglich, die von den Bewohnern selbstständig organisiert sind. Der finanzielle Anreiz liegt in der Förderung von 5000 Euro pro Platz. 120 000 Euro hat Heilbronn dafür in den Haushalt 2021 und 2022 eingestellt.

Wer ein städtisches Grundstück zu diesem Zweck kauft, hat die Chance auf einen Zuschuss, der beim Sozialamt beantragt werden muss. Ob er gewährt wird, entscheidet das Amt für Familie, Jugend und Senioren jeweils im Einzelfall.

Hinzu kommt eine Anschubfinanzierung: Denn Pflegebedürftige, die bei der Gründung einer solchen Wohngruppe mitmachen, können bei ihrer Pflegekasse eine Förderung von 2500 Euro beantragen. Pro WG sind es maximal 10 000 Euro. Zwar betreiben die Träger Atoll in der Bahnhofstraße und ein Pflegedienst in der Olgastraße bereits solche Wohnformen, sie richten sich aber an Menschen mit Behinderungen.

Vorreiter Ein ähnliches Angebot für Senioren gibt es im Moment noch nicht. Vorreiter-Stellung nimmt der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Regionalverband Heilbronn-Franken ein. Er plant derzeit eine Pflege-WG mit zwölf Plätzen inklusive Tageseinrichtung für Kinder in Heilbronn-Klingenberg. Ziel ist ein Generationenhaus, von dem beide Seiten profitieren. „Motiviert hat uns unsere positive Erfahrung in Sontheim und das dortige gewinnbringende Zusammenspiel zwischen Montessori Kinderhaus und Seniorenzentrum in der Bottwartalstraße“, sagt Steffen Kübler, Leiter der Kinder-, Jugend-, und Behindertenhilfe beim ASB.

Selbstbestimmung, individuelle, passgenaue Hilfen und kostengünstige Lösungen für Selbstzahler: Das sind für Claudia Küpper, Sprecherin der Stadt, die Vorteile einer solchen Wohnform.

Dass es dort für alte Menschen viel günstiger ist als im Heim, kann Rainer Holthuis, Geschäftsführer des ASB Baden-Württemberg Region Heilbronn-Franken, so nicht bestätigen. „Die Kosten sind vergleichbar mit einem Pflegeheim. In der WG zu leben ist nicht unbedingt billiger.“ Mit diesem Modell sei aber das Leben in kleineren Einrichtungen möglich, Bewohner könnten in ihrem Stadtteil bleiben und müssten beispielsweise nicht aus Klingenberg wegziehen.

„Sie sind dann Mieter dieser Wohnung, haben ein eigenes Badezimmer, aber sie teilen die große Küche und das Wohnzimmer mit den anderen. Sie können mehr mitreden bei der Alltagsgestaltung, in einem Bewohnergremium überlegen, was gekocht und gegessen wird, und bei Hausarbeiten wie dem Wäsche zusammenlegen helfen.“ Der ASB hat hier einige Pfeile im Köcher: WGs im Neckar-Odenwald-Kreis sind in Planung. In Walldürn hat just der Bau begonnen, in Billigheim soll im Frühjahr 2022 Start sein. Das ist ein zukunftsorientiertes Modell“, sagt Rainer Holthuis.

Gute Resonanz Ein ganz ähnliches Konzept wie in Klingenberg angedacht setzt der ASB derzeit schon in Pfaffenhofen um. Hier entsteht in unmittelbarer Nähe zur Ortsmitte eine ambulant betreute Wohngemeinschaft, es ist die erste ihrer Art, die fertig wird. Geplant ist das Objekt als zweigeschossiges Einfamilienhaus, es verfügt über 600 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Die Geschosse sind über eine nach oben offene Galerie mit Treppe und Fahrstuhl miteinander verbunden. Die Idee dahinter: Auch die Bewohner des Obergeschosses bleiben so in Kontakt mit dem Wohn- und Aufenthaltsbereich im Parterrebereich.

Dank der zentralen Lage in Pfaffenhofen könnten alle in einem generationendurchmischten Dorf leben und ihre Kontakte zu Freunden und Angehörigen weiter pflegen, heißt es in der Entwurfsplanung. Kostenpunkt: 2,7 Millionen Euro. „Die Resonanz ist gut. Die Leute sind interessiert, aber die Preise sind noch nicht kalkuliert“, sagt Holthuis. Das Projekt soll voraussichtlich im November oder Dezember fertig werden, zwölf Bewohner könnten dann im Januar einziehen. Das Haus soll eine Bereicherung für den Ort sein. Schließlich existiert in Pfaffenhofen derzeit weder ein stationäres Angebot für Kurz- oder Langzeitpflege noch eine betreute Seniorenwohnanlage.

Bericht:
Heilbronner Stimme (04. Juni 2021)
Petra Müller-Kromer


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