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Montag, 15. Dezember 2025
Ihr müsst herausfinden, worin Ihr gut seid!
ASB HEIMspiel mit Neurowissenschaftlerin Hannah Monyer
„Vielleicht passt es ja zum Thema: Ich wünsche Ihnen einen unvergesslichen Abend“ – so eröffnete Guido Rebstock, Vorsitzender des ASB Region Heilbronn-Franken das zweite HEIMspiel der aktuellen Saison im Theater Heilbronn am vergangenen Donnerstag. Die auf dieses Intro folgenden Lacher waren der Auftakt zu einem interessanten Abend mit der Gehirnforscherin Hannah Monyer. Die Neurobiologin ist ärztliche Direktorin der Klinischen Neurobiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Über diese Funktion hinaus leitet sie die Klinische Neurobiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum.
Um das Gedächtnis ging es also in erster Linie, über das die Neurowissenschaftlerin vor dem Publikum des restlos ausverkauften Abends im Salon3 des Theaters Heilbronn sprach. „Wie bestimmt sind wir durch unsere Genetik?“, war eine der ersten Fragen von Wolfgang Heim, dem vom SWR bekannten Moderator. Unser Erbgut bestimmt die Palette von Fähigkeiten, die uns in die Wiege gelegt werden. Das ist aber nur ein Teil der Nachricht: Mit viel Übung können wir sehr viele uns nicht gegebene Fähigkeiten trainieren und sehr gut im Leben etablieren. Ein anschauliches Beispiel für das Zusammenspiel von beidem, gab die Wissenschaftlerin mit Mozart, dem die musikalische Begabung durch sein Erbgut zugefallen war und der zusätzlich durch das harte Training seines Vaters bereits als Sechsjähriger zum Ausnahmetalent wurde.Läuft etwas wie erwartet, schüttet das Gehirn Dopamin aus. Diese dopaminerge Reaktion stellt eine Belohnungsreaktion für uns dar. Folgerichtig möchte der Mensch sehr gerne diese Belohnung fühlen und tut dann gern, was diese Tätigkeiten auslöst. „Ihr müsst herausfinden, worin Ihr gut seid, dann erreicht Ihr mit wenig Arbeit ganz viel“, scherzte Monyer.Wenn wir etwas lernen, speichern sich neue Verknüpfungen im Hippocampus. Während einer Pause oder im Schlaf werden sie in die Großhirnrinde transferiert. Was uns wichtig ist, wird im Schlaf viel häufiger wiederholt. Pausen und Schlaf, um diesen Prozess anzustoßen und unser Wissen längerfristig zu sichern, seien deshalb sehr wichtig, erklärte die Hirnforscherin.
In einem Gespräch, in dem es ums Lernen geht, darf auch das Vergessen nicht fehlen. Während wir mit ungefähr 30 Jahren auf dem Höchststand unserer geistigen Fähigkeiten sind, beginnt mit ca. 60 Jahren der Abbau des Erinnerungsvermögens und das Vergessen setzt langsam ein. Doch hilft uns das sogenannte „episodische Gedächtnis“, durch im Moment ausgelöste Erinnerungstrigger, uns wieder an diese oder jene Geschichte zu erinnern. Etwa ein Viertel der Menschheit sind sogenannte „Superager“, die mit ungefähr 80 Jahren noch über die kognitiven Fähigkeiten eines 50-Jährigen verfügen. Faktoren, die dazu beitragen, sind ebenfalls Forschungsgebiete der Neurobiologie. Übrigens: Demenz wird nicht vererbt, beruhigte Hannah Monyer. „Wir können zukünftig die Lebenszeit signifikant verlängern, indem wir Krankheiten nach hinten verschieben“, gab sie als positive Prognose zum Ende des spannenden Abends dem Publikum mit auf den Weg. Die Professorin erhielt zahlreiche hohe wissenschaftliche Auszeichnungen für ihre Forschungen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften.
