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Dienstag, 04. August 2009
Demenzbetreuung im ASB Zentrum für Altenhilfe in Sinsheim

Das Spiel heißt `Waldspaziergang` und der Würfel hat drei Sechsen. Acht Bewohner des ASB Zentrums für Altenhilfe in Sinsheim sitzen am Tisch, mit einer Betreuerin und einer Praktikantin, die heute zum ersten Mal mit dabei sein darf.

Die Praktikantin hat schon ein wenig darüber gelernt, was Demenz bedeutet. Man vergisst. Worte und Begebenheiten. Manchmal wissen die alten Menschen nicht, in welcher Zeit sie sich gerade befinden, aber an ihre Jugend können sie sich oft sehr gut erinnern.

Nach der Begrüßung und dem ersten Lied darf Frau D. das Spiel beginnen. Sie soll würfeln. Am besten eine Sechs, denn nur bei einer Sechs kann die große weiße Figur auf dem Spielfeld weitergehen. Frau D. dreht den Würfel auf dem Tisch, bis oben eine Sechs erscheint. „So nicht!“ ruft Frau H. „ Richtig würfeln!“ Die Praktikantin hilft Frau D. und gemeinsam würfeln sie eine Drei. Frau D. erzählt von dem Forsthaus ihrer Großeltern, in dem sie aufgewachsen ist. Dort gab es auch all die Tiere, die auf dem Spielfeld zu sehen sind. Rehe und Hasen und... Sie freut sich. Ihre Nachbarin Frau W. hat inzwischen eine Sechs gewürfelt. Sie setzt die Figur vorwärts, aber das Zählen fällt ihr schwer. „ Eins, zwei“, sagt sie. Dann weiß sie nicht mehr weiter. „ Was kommt nach der zwei?“, fragt die Betreuerin. Wer es weiß, darf helfen und die Figur rückt auf den ersten Haltepunkt. Dort ist auf dem Spielfeld eine Bank zu sehen. „Jetzt setzen wir unsere Rucksäcke ab und ruhen uns ein wenig aus“, sagt die Betreuerin. Und weil zum Ausruhen auch Musik gehört, spielt Frau I. eine kleine Tonfolge auf dem Xylophon. Danach singen alle zusammen ein Lied und die erste Karte wird gezogen.

Auf der Karte sieht man ein Tier. „Wie heißt das Tier?“ fragt die Betreuerin. „Hund“, sagt Herr K. und meint zu seiner Frau, die neben ihm sitzt: „Wir hatten doch auch mal einen Hund. Wie hieß der noch gleich?“ „Hektor, glaub ich“, sagt Frau K. Herr K. schaut ungläubig, sagt aber nichts mehr. Das Tier auf der Karte ist ein Reh. Frau D. nennt es Bambi. Auf der Karte steht ein Rätsel. „ Was kann man aus diesen Zutaten zubereiten?“ liest die Betreuerin und dann folgt die Liste der Zutaten. Frau D. setzt sich in ihrem Rollstuhl auf und erklärt ausführlich, wie man einen Hefezopf macht.

„Braten ist auch gut, meint Herr K. „Ich mag am liebsten Braten“. Frau M., die vor etwa einem Jahr mit dem Sprechen aufgehört hat, schnappt sich den Würfel und will ihn sich in den Mund stecken. Schnell greift die Betreuerin zu. Spielerisch ziehen beide den Würfel zu sich hin und alle lachen. Frau S, die auch nicht mehr spricht, verfolgt das kleine Spiel mit ihren Blicken und endlich gibt Frau M. den Würfel wieder frei. Es folgen weitere Karten, kleine Gymnastikübungen, das Spiel auf dem Xylophon und noch mehr Lieder, und dann die Frage: Was trugen sie als Kind für eine Frisur? Jetzt wird es lebhaft. Die Frauen berichten von Zöpfen und Schnecken, zu denen man die Zöpfe gebunden hat. Von heißen Eisen ist die Rede, mit denen man die Haare formen konnte. Herr K. beschreibt mit den Händen eine riesige Locke. So eine Frisur hat er mal gehabt, meint er. Seine Frau meint: „ Das ist doch eine Frauenfrisur! So was hattest du doch nicht “. Herr K. denkt nach und sagt nichts mehr. Zum Ende des Spieles darf sich Frau E. ein Lied wünschen, doch sie findet nicht die richtigen Worte um sich auszudrücken. „ Hänschen Klein“, schlägt die Praktikantin vor, denn sie weiß, dass Frau E. dieses Lied besonders mag. Dann singen alle Hänschen Klein, und Frau E. singt laut mit und kennt den ganzen Text.

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