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Mittwoch, 18. Mai 2011
Interview: Schröder zum BFD - Herausforderungen gemeinsam bewältigen

Am 16. Mai stellte Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder die offizielle Regierungskampagne zum Bundesfreiwilligendienst vor. Im ASB Magazin erläutert Schröder, warum man einen solchen Dienst braucht und was sie damit verbindet.

ASB Magazin: Was versprechen Sie sich als Bundesministerin von der Einrichtung eines BFD?

Schröder: Ich verspreche mir natürlich zum einen, dass über den Bundesfreiwilligendienst die Aussetzung des Zivildienstes als Folge der Aussetzung der Wehrpflicht zumindest teilweise kompensiert wird. Zum anderen setze ich auf ein noch stärkeres freiwilliges Engagement von Bürgerinnen und Bürgern. Denn ohne ehrenamtliches Engagement könnten viele Leistungen, die wir für selbstverständlich halten, nicht erbracht werden: Ich denke da etwa an Telefonseelsorge, Nachbarschaftshilfe und Mehrgenerationenhäuser. Wir können große gesellschaftliche Herausforderungen wie den demografischen Wandel, Umweltschutz und Integration nur gemeinsam bewältigen. Zum Glück gibt es bereits viele schöne Beispiele, die uns ermutigen und die hoffentlich noch weitere Menschen inspirieren.

ASB Magazin: Warum wird der BFD zusätzlich zum Freiwilligen Sozialen Jahr geschaffen?

Schröder: Tatsächlich ist der Bundesfreiwilligendienst ja extra so konzipiert, dass er das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) stärkt und sinnvoll ergänzt. Zudem soll er gemeinsam mit dem FSJ und dem FÖJ sowie insbesondere mit den schon bestehenden Trägern durchgeführt und verwaltet werden. Der Punkt ist ganz einfach: Die Länder waren nicht bereit, deutlich mehr Geld zum Ausbau der Freiwilligendienste in die Hand zu nehmen. Der Bund war dazu bereit, auch weil wir uns nach dem Ende des Zivildienstes in einer besonderen Verantwortung sehen. Nicht nur für diejenigen, die einen solchen Dienst ableisten wollen. Sondern auch für diejenigen, die eine solche helfende Hand an ihrer Seite wollen und brauchen.

Auch die Frage nach einem einheitlichen Dienst ist damit schnell beantwortet. Ein einheitlicher Dienst auf Länderebene würde schnell an verfassungsrechtliche Grenzen stoßen, da der Bund nur eine sehr eingeschränkte Finanzierungskompetenz für das FSJ hat. Trotzdem haben wir unseren Beitrag dafür sogar noch mal aufgestockt. Der Bund kann das FSJ deshalb aber leider nicht so ausbauen, wie es notwendig wäre, um den Wegfall des Zivildienstes wenigstens einigermaßen zu kompensieren. Einen einheitlichen Dienst wird es deshalb nur geben, wenn dieser unter Bundeskompetenz umgesetzt wird. Dazu sind die Länder bisher aber nicht bereit, weil viele von ihnen sehr viel Herzblut und Geld in FSJ und FÖJ gesteckt haben.

ASB Magazin: Glauben Sie, dass FSJ und BFD zusammen die Leistungen des Zivildienstes zumindest teilweise kompensieren können?

Schröder: Wir haben von Anfang an klar gemacht, dass sich der künftig entfallende Zivildienst nicht 1:1 wird ersetzen lassen können. Unser Ziel ist es, für den Bundesfreiwilligendienst 35.000 Menschen zu gewinnen. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, das wir aber bald erreichen können. Denn von den Trägern des Freiwilligen Sozialen Jahres wissen wir, dass es in den vergangenen Jahren doppelt so viele Bewerber wie Stellen gab – nämlich insgesamt rund 70.000 Bewerbungen. Wir haben also zusätzlich zu den derzeit 35.000 Aktiven im Freiwilligen Sozialen Jahr künftig das Potenzial, eine ebenso große Anzahl Engagierter für den Bundesfreiwilligendienst zu gewinnen. Hinzu kommt, dass aktuell beim Zivildienst über die Hälfte der Zivis ihren Dienst freiwillig verlängern. Ich betone: freiwillig, ohne Zwang. Das zeigt, dass die Bereitschaft unglaublich groß ist.

ASB Magazin: Warum sollten sich auch ältere Mitbürger im BFD engagieren?

Schröder: Für freiwilliges Engagement ist man nie zu alt. Gerade nach dem Ausscheiden aus dem Beruf suchen viele Menschen nach einer sinnstiftenden Tätigkeit, die mit gesellschaftlicher Anerkennung verbunden ist. Hier bietet sich ein Freiwilligendienst an. Der Bundesfreiwilligendienst ist außerdem eine gute Gelegenheit, mit anderen Generationen in Kontakt zu bleiben und gegenseitig voneinander zu lernen. Ein konkretes Beispiel: Wenn Schülerinnen und Schüler Senioren in einem Heim besuchen und ihnen dort aus einem Buch oder der Tageszeitung vorlesen, dann wächst das gesellschaftliche Miteinander. Und das gilt natürlich auch umgekehrt: Senioren können die Jüngeren an ihren Erfahrungen teilhaben lassen und etwa bei der Ausbildung mit Rat und Tat zur Seite stehen. Junge Menschen können von der Lebenserfahrung der Älteren enorm profitieren. Beim neuen Bundesfreiwilligendienst ist es mir deshalb sehr wichtig, die ältere Generation mit einzubeziehen.

ASB Magazin: In welchem sozialen Bereich würden Sie einen Bundesfreiwilligendienst leisten, wenn Sie die Gelegenheit hätten?

Schröder: Es wird viele tolle Angebote im Bundesfreiwilligendienst geben. Spontan würde ich ein Angebot wählen, in dem ich älteren Menschen ein wenig von der Zuwendung geben könnte, die sie verdienen. Vielen von ihnen fehlen Bezugspersonen, fehlen Menschen, die die Zeit haben, einfach mal die Hand zu halten, etwas vorzulesen, oder gemeinsam mit ihnen auf der Bank im Park zu sitzen. Diese kleinen Dinge eben, die das Leben lebenswert machen. Oftmals sagen mir professionelle Pfleger, wie gerne sie dies leisten würden, aber ihnen schlichtweg die Zeit dafür fehlt. Genau das ist der Punkt, wo freiwilliges Engagement gefragt ist.

ASB Magazin: Was versprechen Sie sich als Bundesministerin von der Einrichtung eines BFD?

Schröder: Ich verspreche mir natürlich zum einen, dass über den Bundesfreiwilligendienst die Aussetzung des Zivildienstes als Folge der Aussetzung der Wehrpflicht zumindest teilweise kompensiert wird. Zum anderen setze ich auf ein noch stärkeres freiwilliges Engagement von Bürgerinnen und Bürgern. Denn ohne ehrenamtliches Engagement könnten viele Leistungen, die wir für selbstverständlich halten, nicht erbracht werden: Ich denke da etwa an Telefonseelsorge, Nachbarschaftshilfe und Mehrgenerationenhäuser. Wir können große gesellschaftliche Herausforderungen wie den demografischen Wandel, Umweltschutz und Integration nur gemeinsam bewältigen. Zum Glück gibt es bereits viele schöne Beispiele, die uns ermutigen und die hoffentlich noch weitere Menschen inspirieren.

Susanne Wagner

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