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Donnerstag, 30. Juni 2011
„Mein Kind lächelt mich nicht an“

ASB Fachtag Autismus trifft auf reges Interesse in Ulm

Zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung und insbesondere Bildung und Pädagogik sowie Angehörige von Kindern mit Behinderung kamen anlässlich des ersten Fachtages des Arbeiter-Samariter-Bundes Regionalverband Ulm zum Thema Autismus. „Einen Startschuss für eine Reihe von Fachtagen, die wir zukünftig zu sozialen Problemlagen und aktuellen Themen stattfinden lassen wollen“, nannte Geschäftsführer Rainer Holthuis in seiner Begrüßungsrede die Auftaktveranstaltung. Als sozialpolitisches Stichwort des Treffens am vergangenen Mittwoch nannte Holthuis die „soziale Inklusion. Ein Begriff, der Erwartungen weckt.“ Zentrales Ziel solle die Inklusion behinderter Kinder und Jugendlicher in ein Bildungswesen sein, das sich durch Chancengerechtigkeit und durch die volle gleichberechtigte Teilhabe aller auszeichnet.

Bürgermeisterin Sabine Mayer-Dölle sprach sich in ihrem Grußwort für eine Umschichtung der Kompetenzen und Mittel aus, die sich an den Bedürfnissen der hilfebedürftigen Menschen orientiert. „Es ist genug Geld im Umlauf: Wir müssen die Strukturen verändern“, sagte Mayer-Dölle in Bezug auf die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen. Über das Krankheitsbild und die Therapiemöglichkeiten von Autismus und Autismusspektrumsstörungen referierte Dr. Andra Ludolph, Sektionsleiterin der Institutsambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrische Universitätskliniken in Ulm. „Wenn eine Mutter bei einer Vorsorgeuntersuchung sagt, ‚Mein Kind lächelt mich nicht an‘, sollten alle Alarmglocken klingeln.“ Anhand von Fallbeispielen und eindrücklichen Erfahrungsberichten veranschaulichte Ludoph die unterschiedlichsten Ausprägungen und Behandlungsmöglichkeiten sowie das Auftreten von möglichen Begleiterkrankungen.

Barbara Wittmann, Rektorin der Kaywaldschule in Lauffen am Neckar im Landkreis Heilbronn und ehemalige Autismusbeauftrage referierte über den praktischen Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Autismus im Unterricht. Aus ihrer Erfahrung bei der Begleitung betroffener Kinder in Regelschulen sieht Wittmann in Anlehnung an den TEACCH-Ansatz den Autismus als Kultur. Durch die Annahme, dass dem Autismus eine Regelmäßigkeit zugrunde liegt, könne man die Andersartigkeit als Ressource und somit als Möglichkeit begreifen. Gemeinsam mit betroffenen Eltern hat der ASB in der Region Heilbronn-Franken vor 18 Jahren die Schulbegleitung von Kindern mit Autismus ins Leben gerufen. Über die praktischen Erfahrungen, Inhalte und den rechtlichen Umgang mit Kindergarten- und Schulbegleitungen autistischer Kinder und Jugendlicherer sprach Steffen Kübler. Der Leiter der Ambulanten Dienste des ASB Regionalverbandes Heilbronn-Franken erläuterte anschaulich das Zusammenspiel von Jugendamt, Ärzten, Schulen, Autismusbeauftragten und dem ASB als Träger der Eingliederungsmaßnahmen.

Einen positiven Ausblick in die Zukunft gab Marlis Seibert von der AUTISTA Gruppe in Heilbronn. Das Projekt „autista-heilbonn: Arbeit für Menschen mit Autismus” hat sich zum Ziel gesetzt, die kommunikativen und lebenspraktischen Fertigkeiten junger Menschen mit Autismus zu fördern und sie in ihrer Entwicklung, ihrer sozialen und beruflichen Kompetenzen zu unterstützen. Beides mit der Zielsetzung ihrer dauerhaften Integration auf dem Arbeitsmarkt. Eine rege Diskussion mit Referenten und dem Publikum, darunter zahlreiche Pädagogen und Eltern von Kindern mit Autismus zeigte den Gesprächs- und Informationsbedarf zu diesem Thema. Initiiert und moderiert wurde der ASB Fachtag Autismus von Christiane Fink, Leiterin der Ambulanten Dienst und Jochen Heilemann, Leiter der Jugendhilfe des Regionalverbandes Ulm.

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