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Donnerstag, 04. Oktober 2012
Schüler aus Heilbronn auf dem Weg nach Palästina

Spannung und Unsicherheit vor der Abreise ins Heilige Land

Wer heute in ein muslimisches Land reist, muss einen sehr guten Grund haben - und vielleicht einige ungute Gefühle bekämpfen. Eine Gruppe von Schülern der beruflichen Peter-Bruckmann-Schule Heilbronn hat beides. Der gute Grund ist der Wunsch nach interkulturellem Lernen unter Freunden.

Die unguten Gefühle wurden in der zurückliegenden Woche durch die bedrohlichen Nachrichten aus der islamischen Welt ausgelöst: Die Wut radikaler Muslime über die Verunglimpfung des Propheten Mohammed in einem in den USA gedrehten Film entlädt sich in brutaler Gewalt. Drei Schülerinnen der Altenpflegeschule brechen trotzdem Ende Oktober mit ihrem Lehrer Raimund Pousset zu einem einwöchigen Workshop zu ihrer Partnerschule in Beit Jala, in der Westbank, auf. Der Besuch nahe Bethlehem ist eine Fortsetzungsgeschichte: Im Frühjahr war eine Delegation des Gymnasiums Talitha Kumi in einem Beduinenzelt im Foyer der Peter-Bruckmann-Schule für 10 Tage beim Workshop I zu Gast. Beide Schulen sind Unesco-Projektschulen. Nun folgt Teil zwei in einem völlig anderen Klima. Doreen Pappritz, die Seniorin unter den Schülerinnen, sorgt sich besonders um die politische Großwetterlage: „Das Thema Sicherheit bewegt uns nicht nur während der Reisevorbereitungen. Es ist von globaler Brisanz. Was wird, wenn sich Israel mit dem Iran auf ein Waffengeplänkel einlässt, das den Weltfrieden bedrohen könnte? Bis zu unserer Abreise kann noch viel passieren, was den Streit um Irans mögliche Atomwaffen betrifft.“ Und Denise Tritschler, mit 22 Jahren das Küken, meint: „Ich freu mich besonders, unsere Freunde wiederzutreffen! Mal sehen, wie die leben!“ Ob sie denn keine Angst habe? „Doch, ein wenig, aber schließlich leben unsere Freunde aus Beit Jala damit tagtäglich. Sie kennen gar kein anderes Leben!“

Hauptthema des Workshops wird das Wasser sein, speziell das heiß umkämpfte Wasser des Jordans und die politische Situation in Nahost. Das schließt Besuche der heiligen Stätten in Bethlehem und Jerusalem ein, und im „Tent of Nations“, einem Friedensprojekt von Daoud Nassar. Seinen 42 Hektar großen Weinberg muss der christliche Palästinenser immer wieder gegen israelische Ansprüche verteidigen. Nassars Motto: „Wir weigern uns, Feinde zu sein!“ Weiter stehen Besuche von Hebronn, Jericho und eine Stipvisite ans Tote Meer auf dem gedrängten Programm. Das Lernen in kultureller Hinsicht geht für die Schüler jedoch schon im Heimatland los, so etwa, wenn Informationen von palästinensischer Seite vage bleiben. Statt präziser, deutscher Fakten in Tabellenform begegnen ihnen epische Beschreibungen des Workshops und unklare Kostenplanung – die Unsicherheit stellt die Schüler vor große Herausforderungen. Die Schüler sind mit Reporter-Equipment ausgestattet und werden ihre ungewöhnliche Studienreise täglich in Bild und Ton festhalten. Unterstützt werden sie dabei von Thomas Becker. Der Lehrer hat als Journalist für den Deutschlandfunk und die Nachrichtenagentur Thomson Reuters gearbeitet. Denn das Projekt PeaceCamp hat ein weiteres Ziel: Die Schüler sollen den Umgang mit Medien lernen. Und das unter annähernd realen Bedingungen.

Möglich wurde das Projekt durch das Preisgeld des „Beo“, dem Wettbewerb der Landesstiftung Baden-Württemberg für berufliche Schulen. Bisher hat die Schule dreimal zweite Preise von insgesamt 16.000 EUR gewonnen. Außerdem haben sich Sponsoren aus der Region beteiligt. So die Sparkassenstiftung, der Arbeiter-Samariter-Bund Regionalverband Heilbronn-Franken, der Förderverein der Schule und ein Rechtsanwaltbüro aus Heilbronn.
Raimund Pousset

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